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Micòl

Roman
Verfasser/in: Suche nach diesem Verfasser Mittich, Waltraud
Verfasserangabe: Waltraud Mittich
Jahr: 2016
Mediengruppe: B.Bell.Erw/L.narr.ad
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Inhalt

Eine besonders professionelle Form einer Roman-Struktur besteht im Nacherzählen, Umschreiben und persönlichen Infiltrieren eines anerkannten Textes. 1962 ist der Roman "Die Gärten der Finzi Contini" von Giorgio Bassani erschienen, 1975 kommt die Verfilmung durch Vittorio De Sica.Buch und Film fesseln Waltraud Mittich sofort und lassen sie ein Leben lang nicht mehr los.Jetzt hat sie eine Figur der Gartenszenerie, nämlich das überlebende jüdische Mädchen Micòl, mit einem anderen Schicksal versehen und sie als kämpfende, selbstbewusste Frau durch das Nachkriegseuropa geschickt.Dabei dient das Gartenmotiv als Fläche, auf der sich Spielzüge setzen lassen, die so nie geschehen sind. "Die Gärten der Finzi stehen für Zeit und Schicksal und Erinnerung." (121)Das tragende Erzähl-Fachwerk speist im wesentlichen drei Geschichtszüge, einmal ist es das postfaschistische Land Italien, das lange nicht mit den diversen Faschismen klar kommt und sich nur ächzend davon löst. Im zweiten Bereich geht es um eine alternative Geschichte der Micòl, wie sie sich emanzipiert und eine Rolle findet, die ihr vielleicht gerecht werden kann, und im dritten Reflexionsbereich geht es um die Erzählerin als Person, Zugewanderte, Frau und Literaturwissenschaftlerin.In freien Assoziationssträngen werden verschiedene Orte aufgesucht, an denen Micòl gewesen ist oder hätte sein können. Gleich nach dem Krieg fasst sie sich noch einmal ein Herz und schließt eine Arbeit über Emily Dickinson ab, die mit ihren Gedichten Ermunterung und Warnung zugleich ausspricht. Ziemlich gegenwartsnah stirbt die Protagonistin achtzigjährig in Vucovar, einer Stadt, die selbst an der Kippe des Überlebens steht.Die Erzählerin fasst die Kapitel meist für sich und uns Leser als Lesemitschrift, Annotation oder Reflexion zusammen: Wie kühn darf man denken? Kann man über andere denken, wenn man nicht sich selbst mitdenkt?Zentrales Kapitel, worin alle Erzählfäden zusammenlaufen, ist eine Spielanleitung, was Frauen spielen oder wie sie mit sich spielen lassen. Dabei ergibt sich eine Typologie, nach der sich die Heldinnen bewusst oder unbewusst ausrichten. "Sie spielen Mann sein. / Sie spielen Macht haben. / Sie spielen reich sein. / Sie spielen ein bisschen pervers sein. / Sie spielen Marylin." (40f) Ohne dieses Spiel scheint die Entwicklung einer Identität als Frau, Jüdin oder Autorin nicht möglich zu sein. Wichtig ist die Vorgabe, dass man die Idee zuerst als Spiel aufnehmen muss, vielleicht im fiktionalen Garten der Finzi Contini ausprobiert, und die Punze der Authentizität liefert dann die Geschichte mit ihrem scheinbar zufälligen Ablauf.- Ein wundersamer Versuch, Literatur bis an die Grenzen des Vorstellbaren zu denken!Helmuth Schönauer (Pool Feuilleton//www.biblio.at)

Details

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Verlag: Ed. Laurin
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Interessenkreis: Suche nach diesem Interessenskreis Juden, Tirolensie
ISBN: 978-3-902866-36-3
Beschreibung: 134 Seiten
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Sprache: deutsch